Blogeinträge August

Nr.1: Meine ersten Eindrücke

Am 14.08.2018 ging es schon tatsächlich los. Aus unterschiedlichen Flughäfen in ganz Deutschland verteilt haben insgesamt 20 Freiwillige den weiten Weg über Madrid nach Santa Cruz de la Sierra angetreten. Dort wurden wir am Flughafen von den Städte-Koordinatoren begrüßt und mit einem kleinen Minibus in unsere Unterkunft gebracht. Trotz der langen und anstrengenden Anreise ging es gleich weiter mit unserem Ankunftsseminar. Uns wurde nochmal vieles erklärt und berichtet über das korrekte Verhalten in Gastfamilie, Projekt und auf der Straße. Da sich die Unterkunft in einem etwas unsicheren Viertel der Stadt befand wurde erwünscht, dass alle Freiwilligen immer auf dem abgezäunten Gelände bleiben. Somit haben wir alle in unseren ersten Tagen in Bolivien eigentlich gar nichts von dem Land mitbekommen.

 

Obwohl das Seminar sehr informativ und auch lustig gewesen ist, konnten es alle dann kaum erwarten nach drei Tagen endlich in ihre neue Heimatstadt zu reisen. Mit einer sogenannten Flota, einem super bequemen Reisebus, bei welchem man die Sitze fast komplett zu einem Bett kippen kann, sind wir dann zu acht nach Sucre gereist. Ca. 14 Stunden mussten wir aushalten ohne Klo und nur einer Pause, aber morgens um 6 Uhr waren wir dann endlich in der „Weißen Stadt Boliviens“ und ich wurde gleich von meinem Gastbruder Johann empfangen. Zusammen sind wir mit dem Taxi und meinem schweren Gepäck zu meinem neuen Zuhause, direkt im Zentrum von Sucre, gefahren.

 

Das Haus ist wunderschön. Wie fast jedes Haus in Bolivien besitzt es einen Patio, einen Innenhof, auf den alle Zimmer hinausführen. Um also vonmeinem Zimmer in das Bad oder in die Küche zu kommen laufe ich über kleine Balkonwege durchs Freie. Da es im Moment Winter ist in Bolivien ist das vor allem morgens und abends etwas frisch, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran. Der Blick aus meinem Zimmerfenster zeigt über die vielen Dächer der Stadt. Natürlich ist die Einrichtung und der Wohnstil etwas einfacher als wir es von Deutschland gewohnt sind, aber trotzdem fühle ich mich wohl und freue mich ein Jahr hier verbringen zu dürfen.

 

Ich lebe in diesem Haus zusammen mit meiner Gastmutter Martha und ihrem Sohn Johann, der zu meinem Glück ziemlich gut Deutsch spricht und mir darum auch viel helfen und mich unterstützen kann, vor allem jetzt bei den formalen Dingen wie Arbeits- oder Mietverträge oder auch beim Visum. Auch die Cousine Mikaela wohnt mit bei uns und im September wird noch eine weitere Freiwillige einziehen.

 

Jetzt bin ich schon seit 10 Tagen in Sucre und ich habe schon so viel erlebt. Die wunderschöne Stadt mit ihren beeindruckenden kolonialen Bauten fasziniert mich immer noch. Sucre liegt auf einer Höhe von 2.790m und wurde 1991 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt trägt den Namen des General Sucre, der an der Seite von Simón Bolívar für die Freiheit des bolivianischen Volkes gekämpft hat.

 

Die kleine Innenstadt von Sucre mit engen, malerischen Gassen mit restaurierten Kolonialbauten imponiert sofort. Auf den vielen Märkten, überall in der Stadt verteilt, kann man wirklich alles von haufenweise Obst und Gemüse, zu Kuhschwänzen und Schweinepfoten, bis zu Shampoo, Klopapier, Müsli und Brot kaufen. Aber auch an den vielen kleinen Tiendas, kleinen Geschäften, bekommt man alles was das Herz begehrt. Verhungern werde ich hier also sicher nicht. Das viele Essen von der Straße schmeckt unglaublich gut, die vielen Fruchtsäfte und Obstsalate lächeln einem entgegen und dann kocht auch noch meine Gastmutter verdammt gut!

 

Ich habe bis jetzt allerdings nicht nur gegessen, sondern ich habe auch mit den anderen Freiwilligen schon vieles erlebt und besichtigt. Während wir zwischendurch für unser Visum immer wieder zu irgendwelchen Behörden müssen um ständig Fingerabdrücke zu hinterlassen und Dokumente zu unterschreiben oder um bei Krankenhäusern HIV-Tests und Gesundheitschecks zu machen, haben wir als unsere Gruppe der Freiwilligen auch schon schönere Dinge unternommen:

Wir haben einer großen Entrada, einem Umzug, zugeschaut, wir haben vom Aussichtspunkt bei der Recoleta über die Stadt geschaut, wir haben ein paar Freiwillige in ihrem Stadtviertel Barrio Canadá besucht, wir haben im Irish Pub beim wöchentlichen Kniffeln den zweiten Platz gemacht, wir haben mit meinem Gastbruder das Schloss bei Sucre besichtigt und seit etwa 5 Tagen tanzen wir Tinkuy, einen traditionellen bolivianischen Tanz, in einer Tanzgruppe für die nächste Entrada im September.

Meine Tage waren also wirklich immer gut durchgeplant und wenn ich mal ein bisschen Zeit hatte, dann habe ich mit ein paar Freunden an der Plaza gepicknickt oder wir sind über die Märkte geschländert.

 

Da wir aufgrund der vielen Termine für das Visum so durchgeplant waren, durften wir bis jetzt noch nicht anfangen zu arbeiten. Heute allerdings bin ich mit Simon, dem Freiwilligen mit dem ich dieses Jahr zusammenarbeiten werde, und unserer Koordinatorin Elena mit dem Mikro, dem Stadtbus, für 1 Boliviano, also 12 Cent, nach Lajastambo gefahren, in das Viertel in welchem mein Projekt Musuq Sunqu liegt. Dort hat uns die Chefin und die anderen Angestellten sehr herzlich begrüßt und hat uns den ganzen Nachmittag durch das Projekt geführt und uns den Kindern vorgestellt.

 

Ich kann es wirklich kaum erwarten endlich mit dem Arbeiten anzufangen, dem städtischen Orchester beizutreten und endlich auch Spanischunterricht zu bekommen, aber davon berichte ich dann in meinem nächsten Eintrag.

 

¡Hasta luego!

 

27.08.2018


Kommentare: 1
  • #1

    K Obermayer (Freitag, 02 November 2018 13:12)

    leibe Karla,
    mit Interesse habe ich Deine lebendigen Berichte aus dem schönen Bolivien gelesen .
    Ich freue mich,dass es Dir so gut fern der Heimat gefällt. Die vielfältigen Erlebnisse
    werden Dir in schöner Erinnerung bleiben. Ich hoffe aber,dass Du uns "Alte Europäer"
    nicht vergessen hast.Ich wünsche Dir alles Gute ,vor allem Gesundheit

    Oma Karin