Nr.1: Die Patenschaft

Ihr Lieben, heute komme ich mal wieder mit einem kleinen Aufruf:

 

Wie viele sich wahrscheinlich denken können kommen unsere Kinder im Musuq aus nicht sehr wohlhabenden Familien. Viele leben in kleinen Hütten ohne Strom, Wasser und Möbel. Sie teilen sich teilweise zu 10. ein Zimmer, die Kinder schlafen meistens auf einer Matratze zusammen und einen Tisch zu haben ist für viele schon eine Besonderheit. Für manche Familien ist es auch sehr schwer den kleinen monatlichen Betrag an das Musuq zu zahlen.

Aus diesem Grund bin ich gerade fleißig auf der Suche nach Paten, die sich ein Patenkind im Musuq vorstellen könnten!

Eine Patenschaft kann man ab 30€ monatlich übernehmen - es ist auch möglich, dass sich mehrere Personen eine Patenschaft teilen.

 

Viele unserer Kinder haben mit ganz unterschiedlichen Familienproblemen zu kämpfen, bei welchen ihnen eine Patenschaft sehr helfen würde. Viele kommen aus großen Familien mit vielen Geschwistern und wenig Geld, andere haben Alkoholiker in der Familie, die kein Geld in die Kinder investieren wollen, viele der etwas Älteren müssen deswegen auch schon arbeiten um sich ihre Schulmaterialien leisten zu können, usw.

 

Falls Interesse an einer Patenschaft bestehen sollte, meldet euch doch bitte einfach bei mir! Ich werde dann ein Kind suchen, welches es im Moment am meisten benötigt, ich werde euch Informationen zu dem Kind zukommen lassen und auch mit Fotos versorgen.

 

Eine Patenschaft wird über das BKHW abgeschlossen, diese leiten das Geld dann direkt an das Musuq Sunqu weiter, wo das Geld auch verwaltet wird. Das Geld wird also nicht einfach direkt der Familie gegeben, sondern die Leitung des Musuq Sunqu verwaltet alle Ausgaben.

 

Falls noch mehr Fragen offen geblieben sind, könnt ihr euch gerne mal die Seite des BKHWs anschauen:

https://www.bkhw.org/haeufige-fragen.html

 

Und sonst meldet euch einfach per WhatsApp (+591 6966 6842) oder per E-Mail (karla.friederike@web.de) und ich vermittele gerne ein Patenkind und gebe euch die notwendigen Informationen um die Patenschaft abzuschließen!

Ich freue mich über jede Anfrage, herzlichen Dank!


Nr.2: Paradiesische Verhältnisse

Kaum zu glauben, aber wahr. Dies ist mein letzter Eintrag, den ich aus Bolivien online stellen werde!

Ich habe tatsächlich nur noch eine Woche in Sucre, denn am 10. August werde ich mich mit vielen anderen Freiwilligen erst auf den Weg nach Santa Cruz machen und von dort aus am 12. August den großen Teich, zurück ins geordnete, geregelte aber auch heimische Deutschland, überqueren.

Die letzten Tage werden auf jeden Fall noch sehr aufregend sein, von welchen ich euch dann aber in meinem letzten Eintrag aus Deutschland (oder vielleicht schon Italien) berichten werde. Das „Große Abschiedsspecial“, sozusagen…

 

Aber jetzt kommen erstmal meine besonderen Momente des Monats Juli.

 

Der Juli begann hier mit zwei Wochen Winterferien, denn obwohl man bei Südamerika eigentlich immer nur an Sonne und Strand denkt, kann es verdammt kalt werden in Sucre auf 2.800m Höhe. Die zweite Woche war das Musuq dann auch komplett geschlossen, viele unserer Kinder sind mit ihren Eltern und Geschwistern aufs Campo, also aufs Land gefahren, um ihr Heimatdörfchen zu besuchen.

In der ersten Woche allerdings hatten wir noch ein aufregendes Ferienprogramm geplant!

 

Am Montag bekamen wir Besuch einer Mormonen-Gemeinde aus Utah, die das Musuq finanziell unterstützen. Für den hohen Besuch wurde also natürlich wieder froh getanzt, gesungen und gegessen.

 

Der Dienstag wurde dann genutzt, um eine Müllsammelaktion durchzuführen. Da in Bolivien einfach noch andere Themen schwerwiegender sind als der Umweltschutz, wird auf Müll, Plastik und Luftverschmutzung wenig geachtet. Der Müll wird eben mal kurz hinter dem Haus verbrannt, wenn man Suppe to go bestellt, bekommt man sie in einem Plastiksack mitgegeben, welcher dann nach dem Verzehr einfach in den Straßengraben geworfen wird, und auch die Micros, also die Stadtbusse, hinterlassen solche schwarzen Wolken, dass dir die Lunge brennt, wenn man die Straßen entlanggeht.

Aus diesem Grund haben wir den Dienstag genutzt den Kindern etwas über Naturschutz zu lehren und haben allen Müll von der großen Cancha, also dem Sportplatz, und dem Spielplatz nebenan eingesammelt. Mission erfolgreich, denn schon allein nach zwanzig Minuten waren unsere 15 riesengroßen Säcke bis zum Rand mit Müll gefüllt.

Der dritte Tag des Ferienprogrammes begann für mich damit erstmal 3 kg Popcorn zu machen und 9 Liter Cola an der Tienda, dem Straßenlädchen, zu kaufen. Denn es war angesagt: Kinotag mit dem Disneyfilm Coco!

Ein toller Film, denn ich jedem weiterempfehlen kann. Es handelt nämlich vom Tag der Toten, dem Día de los Muertos, welcher vor allem in Mexico, aber auch in Bolivien, sehr fröhlich und farbenfroh gefeiert wird. Es steht nämlich nicht der Verlust, sondern die Verbundenheit mit den verstorbene Vorfahren im Vordergrund. Sehr interessant also, um die Kultur der Mittel- und Südamerikaner besser kennenzulernen.

 

Auch der Donnerstag war gut verplant, es war nämlich der Basteltag. Eine Gruppe hat aus Socken und Pappe Handpuppen gebastelt, die anderen aus Pappmaschee und Luftballons lustige Köpfe, aus Origamipapieren wurden alle möglichen Tiere geschöpft und natürlich gab es auch eine Gruppe, die für alle den Nachtisch Schokoladenpudding produziert haben!

Der Höhepunkt dieser Woche war jedoch eindeutig der Freitag, denn für diesen Tag haben wir zwei Busse gebucht um mit allen Kindern, samt Müttern und Geschwistern, bisschen aufs Land zu fahren.

Eigentlich war geplant einfach zum Fluss zu fahren und dort den Tag zu verbringen, denn wir waren nicht mehr ganz so hoch wie Sucre und die Sonne schien uns auf die Köpfe. Als wir jedoch am Fluss ankamen, ist uns das nahegelegen Casa del pez, also das Fischhaus, aufgefallen. Wir haben einfach mal nachgefragt und tatsächlich durften wir dann kostenlos den ganzen Tag auf dem wunderschönen Gelände mit drei riesigen Pools, einem Teich mit Tretbooten und einem großen Picknickbereich verbringen.

 

Unsere Kinder waren außer sich vor Freude. Auf der Cancha wurde Völkerball gespielt, ich habe beim Cholita-Fußball die Rolle des Torwarts  übernommen und auch die Tretboote waren keine einzige Minute unbesetzt. Mütter mit ihren Kindern, Profesora mit Profesora, große Kinder mit kleinen Kindern, alle Kombinationen hat man auf den Schiffchen beobachten können.

 

Die unbestrittenen Gewinner des Tages waren aber eindeutig die Schwimmbäder. Für die meisten Kinder war es das erste Mal einen Pool zu betreten, weshalb ich sie fast nicht mehr aus dem Wasser bekommen hätte, um das leckere, mitgebrachte Mittagessen unserer Köchin zu essen. Es war der absolute Badespaß, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte. Selbst die Mamas sind irgendwann in ihrem Unterkleid in die Pools gehüpft und haben auch gleich die Chance genutzt sich mal wieder die Haare und den Körper zu waschen.

An diesem Tag sind wirklich alle mit einem breiten Lachen und erholten Gesichtern in die Busse zurück nach Sucre gestiegen. Auf dieser Rückfahrt sind zwei Kindergartenkinder auf meinem Schoß eingeschlafen, während ich mich mit der jungen Mutter neben mir unterhalten habe. Sie hatte gerade ihren frischgeborenen Säugling dabei und als ich sie fragte, wie alt sie denn sei, ist mir bei ihrer Antwort (18 Jahre!) glatt die Kinnlade runtergefallen. Sie sah schon so erwachsen aus mit ihrem Baby im Arm, das ist einfach nochmal eine ganz andere Kultur wie wir sie aus Deutschland kennen…

Auf dieser Rückfahrt bin ich dann aber nochmal richtig ins Schwitzen geraten. Meine Flota nach Santa Cruz fuhr um 18:00 Uhr aus dem Terminal ab und ich saß um 17:40 immer noch im Bus, musste dann auch noch erst nach Hause um meinen Rucksack zu holen und bin dann mit einem Taxi zum Busbahnhof gerast. Um 18:05 kam ich völlig fertig endlich an und ich habe meinen Bus tatsächlich noch erwischt.

Damit begann nämlich mein kleiner Sommerurlaub mit Theresa über Santa Cruz nach Trinidad, um der Kälte in Sucre ein wenig entfliehen zu können.

 

Ja, schon wieder Trinidad, aber diese Stadt hat es mir einfach angetan. Diese kleine Stadt, die allerdings trotzdem die Hauptstadt des riesigen Departementos Beni ist, bei welcher der typische Versuch der Spanier, ein Zentrum mit Kathedrale, Plaza usw. aufzubauen, nicht richtig geglückt ist, das Städtchen in dem es fast keine Autos gibt, sondern sich alle auf Rollern fortbewegen und auch die Stadt, die ihre Einfachheit noch beibehalten hat. Sobald man sich von der Plaza entfernt kann man keinen logischen Aufbau mehr erkennen. Aber das macht es auch so sympathisch.

Damit Theresa und ich auch etwas mobiler werden und nicht mehr auf die Motoradtaxis angewiesen sind, haben wir uns bei einem alten Herrn einen Roller für zwei Tage gemietet. Ob wir einen Führerschein besaßen oder überhaupt Roller fahren können war ihm dabei nicht so wichtig. Hauptsache wir genießen unsere Zeit in Trinidad.

Mit dem Roller sind wir dann auch wirklich überall hin gedüst. Ohne Helm, mit dem Wind in den Haaren, der Sonne auf der Haut und mit dem wilde Verkehr um uns herum haben wir uns schon lange nichtmehr so lebendig gefühlt. Auch, dass wir ab und zu mal gegen eine Einbahnstraße gefahren sind, wurde nicht sonderlich groß beachtet. Da gibt es nämlich wirklich spektakulärere Dinge zu sehen, wie zum Beispiel wenn Familien mit Leitern ihre Sitzfläche verlängern und dann zu sechst auf dem Roller noch kurz ihren neu gekauften Flachbildfernseher transportieren.

Unser Hauptziel war diese drei Tage die große, blaue Lagune etwas außerhalb von Trinidad. Da fast alle Straßen in bolivianischen Städten Einbahnstraßen sind, hatten wir ab und an mal das Problem die richtige Route zur Lagune zu finden. Auf diesen Erkundungstouren haben wir dann aber jedes Mal tolle neue Sachen entdeckt: Super leckeres Mittagsmenü für 10 Bolivianos, warme Cuñapes (ein Gebäck aus Yuca-Mehl und Käse) am Straßenrand, usw.

An der Lagune haben wir es uns dann richtig gemütlich gemacht. Wir haben uns eine Spotify-Playlist mit den besten Sommerhits erstellt, haben uns mit einem kalten Bier zum Sonnen auf den Steg gelegt und sind zum Abkühlen auch mal kurz ins Wasser. Wir waren uns nämlich nicht so sicher, ob es nicht in dieser Lagune vielleicht auch Alligatoren geben könnte…

Auch die Plaza war ein beliebter Ort um etwas Zeit zu verbringen. Nicht nur, weil man so schön im Grünen sitzt, sondern auch, weil sich hier viele Mennoniten aufhalten. In diesen drei Tagen haben Theresa und ich nämlich genauestens über Mennoniten, Amish People und Mormonen informiert. Wir haben uns also intensiv damit beschäftigt, denn in Beni und Santa Cruz gibt es unglaublich viele Mennonitengemeinden.

Nach drei erholsamen Tagen im Sommer haben wir tagsüber den Reisebus zurück nach Santa Cruz genommen. Wir haben es extra tagsüber gemacht, um die wunderschöne Strecke durch Dschungelgebiete auch mal bei Helligkeit sehen zu können.

Angekommen in Santa Cruz stellen wir erstmal freudig fest, dass sich unser Hostel mitten im Mennoniten-Viertel befindet. Unser Research hatte sich also gelohnt. Als wir dann auch noch eine Deutsche im Hostel treffen, die ihren Freiwilligendienst in einer Mennonitengemeinde in Paraguay absolviert, konnten wir unser Glück kaum fassen. So interne Antworten haben uns total begeistert und wir fragten was das Zeug hält.

 

Wir sind aber nicht wegen den Mennoniten noch in Santa Cruz geblieben, sondern wir hatten uns vorgenommen die Dunas de Arena, also die Sanddünen bei Santa Cruz, anzuschauen. Schon aus vielen Erzählungen haben wir von den großen Dünen so nah an der Stadt gehört, konnten es uns aber einfach nicht vorstellen. Also sind wir zum Nationalpark gefahren und sind erstmal etwa 1.30h gewandert. Das letzte Stück wurden wir noch von einem Pick-Up mitgenommen und auf einmal aus dem Nichts erscheinen tatsächlich riesige Sandberge. Begeistert sind wir hochgestiegen und haben trotz des heftigen Windes, der uns die kleinen Sandpartikel in voller Stärke gegen die nackten Beine gefegt hat, einige Zeit auf den Dünen verbracht und haben den beeindruckenden Ausblick genossen.

Völlig zerzaust und von Sand verdreckt machen wir uns dann wieder zurück ins Hostel und ich auch gleich weiter nach Hause nach Sucre.

 

Nach etwa zwei Wochen wieder in Sucre beschlossen Malin, Antonia und ich den Inca Trail etwa eine Stunde von Sucre entfernt zu laufen bis in das kleine Dörfchen Maragua. Wir haben uns also morgens um halb 7 getroffen, um mit dem Minibus bis zum Inca Trail zu fahren. Drei Stunden sind wir dann diesen uralten Weg in wunderschöner Natur gewandert. Sobald man den Inca Trail beendet sind es noch etwa 6 Kilometer bis nach Maragua.

Als wir allerdings auf einen tollen Fluss mit einer Sandbank gestoßen sind, haben wir einfach beschlossen die Wanderung abzubrechen und den sonnigen Tag am Fluss zu verbringen. So gegen 15 Uhr haben wir uns dann an die Straße gesetzt und auf eine Mitfahrgelegenheit nach Sucre gewartet. Als wir uns um 17 Uhr aber immer noch, inzwischen schon Richtung Sucre laufend, mitten im Nirgendwo befanden wurde uns drei dann doch etwas mulmig. Darum sind wir dann einfach zu einem kleinen Häuschen gelaufen, wessen Bewohner gerade das Auto beluden um nach Sucre zu fahren. Da sie allerdings schon zu sechst waren, gab es keinen Platz mehr für uns drei gestrandete Mädchen und wir beschlossen also die sechs Kilometer bis zur nächsten großen Straße einfach zu laufen. Das konnte ja nicht soo weit weg sein.

Die freundlichen Leute haben dann aber doch angehalten um uns mitzunehmen, da sie uns nicht so allein im Dunkeln irgendwo stehen lassen wollten. Wir drei quetschen uns dann also mit sechs Senioren in das Auto. Während der Fahrt ist uns dann aufgefallen, dass wir es zu Fuß nie geschafft hätten, es ging nämlich bis zur großen Straße eineinhalb Stunden steil bergauf. Diese sechs Senioren waren also unsere Retter. Sie haben uns bis zur großen Straße mitgenommen, an welcher wir allerdings nochmal eine halbe Stunde warten mussten, bis uns ein Kartoffellaster bis nach Sucre mitgenommen hat.

Abends um 10 lagen wir dann endlich alle erleichtert aber totmüde und erschöpft in unseren Betten. Es war also nochmal ein richtiges Abenteuer in unserer letzten Zeit im schönen Bolivien.

Denn jetzt kommt erstmal der schwere Abschied von allen Freunden, Gastfamilien und natürlich meinen lieben Kindern.

Kaum zu glauben, aber bis in 12 Tagen!