Nr.1: Tanzen, tanzen und nochmal tanzen

Diese Woche konnte ich endlich anfangen zu arbeiten. Ich arbeite mit einem anderen Freiwilligen zusammen in einer Nachmittagsbetreuung für Slum-Kinder. Das Projekt befindet sich im Viertel Lajastambo und besteht aus zwei Sälen, einem Innenhof, einer Küche, Klo und einer Oficina. Insgesamt kommen etwa 50 Jungs und Mädchen jeden Tag ins Musuq Sunqu. Sie werden auf die zwei Säle aufgeteilt. In dem einen machen die Kindergartenkinder und Schüler der ersten und zweiten Klasse ihre Hausaufgaben, im anderen Saal befinden sich die Kinder der dritten bis etwa zur achten Klasse.

 

Um 12:00 beginnt mein Tag im Musuq. Wir bereiten die Tische für das Mittagessen vor, räumen ein bisschen die Spielsachen auf oder organisieren die Arbeitsutensilien und helfen dann in der Küche mit dem täglichen Refresco. Das ist immer eine Art Limonade, die aus allen möglichen Geschmäckern zubereitet werden kann.

 

Sobald die ersten Kinder eintreffen spielen wir solange mit ihnen, bis alle vollständig sind. Das Mittagessen gibt es allerdings erst dann, wenn alle Kinder sich ordentlich die Hände mit Seife gewaschen haben und ihr Gebet gesprochen haben. In einem Ansturm rennen dann alle zur Küche und versuchen einen möglichst guten Platz in der Schlange fürs Essen zu ergattern. Zu essen gibt es immer sehr sättigendes Essen wie Kartoffeln, Reis, Linsen und Hühnchen, damit die Kinder einmal am Tag richtig satt werden. Während dem Essen müssen alle Kinder still und ruhig sitzen bleiben, denn es wird ihnen Harry Potter vorgelesen.

 

Nach dem Mittagessen dürfen die chicos etwa eine Stunde spielen. Seilspringen, Murmeln und Puzzels sind hierbei besonders beliebt. Dann kommt aber auch schon die Hausaufgabenzeit, bei welcher ich immer im Saal der kleinen Kinder bei Mathe, Lesen, Malen oder Schreiben helfe. Jeden Tag läuft es so ab, außer Freitags, denn da gehen wir immer alle zusammen auf den nahegelegenen Fußballplatz mit Spielplatz und alle können sich so richtig austoben.

 

Aber nicht nur das Arbeiten ist neu dazugekommen, sondern auch die täglichen Tanzproben für die Entrada am 15. September sind neu. Ich tanze mit drei anderen Freiwilligen zusammen in der Gruppe Sumay Sucre und wir proben zweieinhalb Stunden am Tag den traditionellen Tanz Tinkuy. Das raubt uns zwar viel Kraft, aber wir haben dort schon viele nette Leute kennengelernt mit denen es unglaublich Spaß macht zu trainieren! Unser Lehrer Samuel nimmt sich viel Zeit um uns alles perfekt zu zeigen, er war mit uns Dinge fürs Kostüm einkaufen und hat uns sogar mit zu seiner Volleyball-Gruppe und in seine Kirchenband mitgenommen. Volleyball ist hier zwar bisschen anders als in Deutschland, es war aber sehr witzig mit den vielen Leuten zu spielen!

 

Das war aber noch nicht alles, was ich diese Woche an Sport getrieben habe: Wir Freiwilligen haben am Samstag beschlossen einen der Berge von Sucre hoch zu wandern um dort den Cristo zu besichtigen. Der einstündige steile Aufstieg und dann Abstieg war zwar furchtbar anstrengend, es war aber ein sehr schöner Ausflug!

 

¡Hasta luego!


Nr. 2 Entrada de la Virgen de Guadalupe

Hola Freunde!

 

Jetzt habe ich euch schon viel über meine Gastfamilie, mein Projekt und einiges anderes erzählt. Aber auch in den letzten zwei Wochen ist wieder einiges passiert!

 

Vor zwei Wochen etwa sind die Freiwilligen von letztem Jahr abgereist. Es gab eine kleine Abschiedsfeier in einem der Clubs, wo wir alle mit dabei waren und sehr viel Spaß hatten!

 

Seid zwei Wochen plagt mich allerdings eine ziemlich starke Erkältung, was alles noch etwas anstrengender macht. Meine Gastmutter hat mir aber schon den typisch bolivianischen Mate-Koka-Tee in einer Art silbernen Kelch zubereitet, was die Erkältung in nullkommanix bekämpfen soll.

 

Am Sonntag war in Sucre Tag des Fußgängers. Es fuhren keine Autos, keine Taxen und keine Micros, so werden hier die Busse genannt. Auf einmal waren die Straßen überfüllt von Fahrrädern oder Kindern mit Dreirädern, was man hier sonst nie sieht. Das wäre bei dem üblichen Verkehr viel zu gefährlich! Es war also ein wunderschöner Tag, ohne Abgase und mit viel Ruhe.

 

Wir sind jetzt auch endlich mit dem Visum fertig! Wir haben alle einen wunderhübschen bolivianischen Ausweis bekommen mit dem wir jetzt durch das ganze Land reisen können. Der erste Wochenendtrip ist auch schon in Planung: Das letzte Wochenende im September wird verlängert, darum planen wir einen kurzen Ausflug nach Potosí. Malin informiert sich schon fleißig in allen Reiseführern um uns anderen viel erzählen zu können.

 

Letzten Sonntag war dann die sogenannte Convite. Das ist quasi der Probedurchlauf für die Entrada, in der alle Gruppen schon mal durch die ganze Stadt tanzen. Wir haben also insgesamt 8 Stunden durch die Mittagshitze bis in die Nacht rein getanzt und es hat unglaublich viel Spaß gemacht! Uns tat danach zwar alles weh und der Muskelkater hatte uns von Kopf bis Fuß überfallen, aber das war es uns wert. Zum Tanzen haben wir bestimmte Sandalen aus alten Autoreifen gebraucht, die wir dann mit Wolle umwickeln mussten. Außerdem haben wir uns noch mit den typischen Tinkuy-Schals behängt und hatten ein T-Shirt mit der Aufschrift unseres Gruppennamens an.

Die restliche Woche haben wir dann immer noch jeden Abend fleißig geübt, Kostüme anprobiert und die Aufstellung geplant.

 

Und gestern war es dann endlich so weit: Morgens um 08:00 Uhr haben wir bei Antonia und Janine begonnen uns für die Entrada de la virgen de Guadalupe bereit zu machen. Es kamen unzählig viele Freunde von der Gastmutter, die uns geschminkt, die Haare geflochten, uns mit Glitzer überschüttet und uns beim Anziehen geholfen haben. Das Kostüm ist unglaublich bunt und fröhlich und es hat uns so viel Spaß gemacht uns fertig zu machen. Um 11:00 sind wir dann endlich losgetanzt. Mit einer riesigen Band hinten dran sind wir tanzend durch die Straßen marschiert, haben geschwitzt in der Mittagssonne und waren dankbar für jede Flasche Wasser, die uns gereicht wurde. Während dem Tanzen wurden vor allem wir Gringas oft angehalten, um Fotos mit den Zuschauern zu machen. Einmal wurde mir sogar irgendein Baby in den Arm gedrückt. Es war, obwohl ich mit schrecklichen Bauchkrämpfen kämpfen musste, trotzdem ein unglaubliches Gefühl durch die grölende Menge zu tanzen und von allen Leuten rund herum angefeuert zu werden. Vor allem als wir dann in die Straße Richtung Plaza eingebogen sind und jeder das Ziel schon sehen konnte, hatten alle nochmal einen Energieschub, denn auf einer großen Bühne wurden wir als Gruppe laut durch die ganze Stadt angekündigt. Das war ein super Gefühl. Wir waren aber auch alle sehr froh als wir das Ende nach 8 Stunden endlich erreicht hatten, aus den verschwitzten Klamotten konnten und unsere Beine entspannen konnten. Da wir schon früher fertig waren als die Gruppe, in denen die Freiwilligen aus dem Barrio Canada tanzen, haben wir nochmal alle zusammen diese Gruppe angefeuert.

Falls es euch interessiert, wie dieser Tanz denn so in etwa aussieht und wie sich die Musik anhört habe ich hier einen Link eines Videos für euch, welches den Tanz ganz gut vorstellt: https://www.youtube.com/watch?v=ooP4GFIZTc8

An dem Tag sind auch nochmal 8 Freiwillige aus Deutschland angekommen, die haben wir dann auch gleich mitgenommen. Außerdem war noch eine Freundin von mir aus der Tanzgruppe dabei.

 

Jetzt wo die neuen Freiwilligen angekommen sind, sind wir insgesamt 15 Freiwillige in Sucre.

Eine davon, Anna, ist jetzt auch mit mir in die Gastfamilie eingezogen und ich habe ihr schon ein bisschen die Stadt gezeigt.

 

Bis bald!


Nr.3: Unser erster Ausflug

Hola aus dem sehr regnerischen Sucre! Es ist inzwischen zwar nicht mehr so kalt, dafür rückt die Regenzeit immer näher was wir deutlich zu spüren bekommen.

 

 

Auch in den letzten zwei Wochen ist wieder einiges geschehen, von dem ich euch hier berichten will:

 

Als eine Art Reunión vom Tanzen haben Antonia, Janine, Henrike, Samuél, Tati und ich beschlossen dem Kino mal einen Besuch abzustatten. Der auserwählte Film war Slenderman, der erste Horrorfilm den ich je gesehen habe! Es hat mich zwar unglaublich viele Nerven gekostet aber ich habe es überlebt und wir hatten eine gute Zeit im Kino. Ich wollte ja lieber etwas anderes anschauen, aber die bolivianischen Kinos sind sehr beschränkt in der Auswahl und meistens werden tatsächlich nur Horrorfilme gezeigt.

 

Außerdem haben Antonia und meine Orchesterproben begonnen. Wir spielen jetzt in dem Orchester des Theaters Sucre was uns beiden unglaublich viel Spaß macht, denn wir spielen sehr viel traditionell bolivianische Musik.  Auch alle anderen Mitmusiker sind unglaublich nett und wir hatten gleich einen kleinen Auftritt nach unserer ersten Probe. Wir haben in einem schönen Saal der Uni für eine Versammlung von Architekten gespielt.

 

Aber wir spielen nicht nur in dem Orchester, sondern wir wurden auch von Fatima, einer Freundin von uns, die wir beim Volleyballspielen kennen gelernt haben, gefragt, ob wir nicht Lust hätten in ihrem kleinen Ensemble mitzuspielen. Sie studiert Geige, dann haben wir noch eine Flöte und noch ein Cello. Die Proben haben auch sehr viel Spaß gemacht und ich wurde danach von ihrer Freundin mit ihrem Auto nach Hause gefahren. Das war das erste mal seit so langer Zeit, dass ich mal wieder in einem Privatauto mitgefahren bin! Sonst benutze ich eher die Busse oder Taxis als Transportmittel.

 

 

Letzten Freitag war dann Tag des Schülers in Bolivien. Alle Kinder haben ihre schicksten Klamotten ausgepackt und auch im Projekt gab es zur Feier des Tages richtig gutes Essen und sogar einen großen Obstsalat für alle. Die Mädchen sind dann in ihren schönen weißen Kleidchen Seil gesprungen und die Jungs haben in ihren Anzügen Fußball gespielt :) Manche Mädchen waren sogar als Cholita angezogen! So werden hier die indigene Frauen genannt, die sich nach einer in den 1920er Jahren aus Europa nach Südamerika importierten Mode mit ursprünglich für Männer entworfenen Hüten kleiden. Die typischen Blusen und Röcke und auch die langen schwarzen Zöpfe durften natürlich deswegen natürlich nicht fehlen. Nach der Arbeit haben wir Freiwilligen uns dann in der CEMVA-WG, eine Wohngemeinschaft für Freiwillige die im CEMVA-Projekt arbeiten, getroffen und wir haben einen sehr schönen Film namens Lion angeschaut. Es war also ein sehr gelungener Tag.

 

 

Natürlich haben wir auch wieder ein paarmal Volleyball mit unserer Gruppe gespielt, was auch immer sehr viel Spaß macht und nach einem Mal sind wir dann auch alle zusammen noch in einen Club namens Stigma gegangen und hatten sehr viel Spaß zu den Rhythmen von Reggaetón zu tanzen.

Über das Wochenende war dann die Tochter meiner Gastmutter, Laura, mit ihrem kleinen fünfjährigen Sohn Gabriel aus Cochabamba zu Besuch. Zur Feier des Tages haben wir im Patio gegrillt und richtig viele gute Sachen gegessen. Es war nämlich nicht nur eine Willkommensparty für Laura und Gabriel, sondern auch eine Abschiedsparty für meinen Gastbruder Johann, denn er fliegt bald für 3 Monate nach Deutschland, um dort ein Praktikum für sein Studium zu machen.

 

 

Letztes Wochenende war aber das Highlight der letzten Zeit: Wir sind zu acht mit der Flota, also dem Reisebus, nach Potosí gefahren und haben unseren ersten Städtetrip erfolgreich gemeistert! Um Punkt sieben Uhr morgens ist die Flota aus dem Terminal in Sucre gerollt (das ist übrigens das einzige was sich an seine Abfahrtszeiten hält in Bolivien). Drei Stunden sind wir durch wunderschöne Natur in die Richtung der höchsten Stadt Boliviens gefahren. Potosí liegt auf knapp 4060 m und ist bekannt für die viele Minenarbeit. Das Silberreichtum machte Potosí früher zu einer der größten Städte der Welt und selbst heute noch ist die Stadt unglaublich abhängig von Silber- und Zinnvorkommen.

 

Da wir mit so einer großen Gruppe unterwegs waren hatte Malin schon im Voraus uns Betten in einem sehr süßen Backpackerhostel gebucht. Das hat pro Nacht nur etwa 7€ gekostet und auch die Busfahrt hat übrigens nur 5€ gekostet. Wir sind also unglaublich billig davon gekommen.

 

Gleich nach unserer Ankunft haben wir eines der größten Museen in Potosí besucht: Das Casa de la Moneda, also Haus der Münzen. Wir hatten eine unglaublich spannende Tour und haben viel über die Geschichte Potosís gelernt.

 

 

Wie oben schon erwähnt gibt es die Stadt Potosí einzig und allein wegen ihrem Silber. Laut einer Legende wird gesagt, dass der Inka Diego Huallpa im Jahr 1544 auf der Suche nach einem ausgebüchsten Lama ein bisschen vom Weg abgekommen ist. Als es langsam dunkel wurde, machte er ein Feuer am Fuße eines großen Berges, um dort sein Lager für die Nacht aufzuschlagen. Durch die Hitze des Feuers began der Boden zu schmelzen und auf einmal ergossen sich ganze Bäche flüssigen Silbers zu den Füßen des überraschten Diegos.
Da es wahrscheinlich nichts gibt, was Kolonialisten mehr anzieht als die Aussicht, natürliche Reichtümer rauben zu können, dauerte es nur weniger als ein Jahr, bis die Spanier an jenem Berg, der auf Quechua P’utuqsi hieß, eine Stadt gründeten und anfingen, die Unmengen an Silber des Cerro Rico zu entwenden.


Die Arbeit in den Minen war und ist sehr hart und gefährlich. Im Berg herrschen, je nach Tiefe Temperaturen zwischen -10 und 46 Grad. Der Staub sorgt dafür, dass die Lungen ab Arbeitsbeginn noch ungefähr 10 Jahre durchhalten, sofern man es solange schafft, Sprengunfällen, Tunneleinstürzen und tödlichen Kohlenmonoxidablagerungen aus dem Weg zu gehen.
Die Spanier wollten sich natürlich sehr ungern so die Hände schmutzig machen und haben daher kurzerhand die einheimische Bevölkerung versklavt. Als die Inkas in den Minen zu Tausenden starben, hat man einfach Sklaven aus Afrika importiert. In den drei darauffolgenden Jahrhunderten des Kolonialismus sind schätzungsweise 8 Millionen Menschen in Potosí für die Silbersucht der spanischen Krone gestorben.
Auf der anderen Seite jedoch wurde Potosí zur größten und reichsten Stadt der Welt. Der Cerro Rico hatte so viel Silber dass man sagt, die Spanier hätten eine Brücke aus purem Silber bis nach Spanien bauen können und immer noch Silber übrig gehabt, das sie darauf transportieren könnten.


1572 wurde das Casa de la Moneda gebaut, um dort das Silber zu Reales zu pressen, der ersten globalen Währung. Wer immer damals irgendwo auf der Welt international gehandelt hat, hat das mit Reales aus Potosí oder Mexiko gemacht. Dass die Münze aus Potosí kam, konnte man an den vier Buchstaben PTSI erkennen, die übereinander eingraviert wurden. Die Amerikaner haben, als sie den Dollar erfunden, kurzerhand das übereinandergelegte S und I der Münzen aus Potosí übernommen: $.


Bei den vielen jährlichen Silberlieferungen nach Spanien ist es kein Wunder, wenn mal etwas Fracht verloren geht. Dies war der Fall bei der Flotte um das Schiff Nuestra Señora de Atocha, die im September 1622 mit Silber aus Potosí und Mexiko, Gold aus Ecuador und Peru, Smaragden aus Kolumbien und Perlen aus Venezuela an Bord in der Karibik gesunken ist und zwar, haltet euch fest, in der Nähe von Tortuga! Ich wusste gar nicht, dass es das wirklich gibt! Jedenfalls konnte in den nächsten 360 Jahren weder Captain Jack Sparrow noch irgendwer anderes die Nuestra Señora oder ihre kostbare Ladung auffinden, bis eben dies einem gewissen Mel Fisher im Jahr 1982 gelang. Das Silber aus Potosí, dass er vom Grund des Meeres fischte, war 400 Millionen Dollar wert. Den Fund hat das daraufhin gegründete Mel-Fisher-Museum in Florida, USA für sich behalten, aber freundlicherweise haben sie der Casa de la Moneda in Potosí zwei der Münzen als Ausstellungsstücke ausgeliehen.
Falls ihr euch jetzt fragt, warum ihr trotz diesen hammermäßigen Geschichten noch nie von Potosí gehört habt, das kommt so: Anfang des 19. Jahrhunderts, am Ende der Kolonialzeit, waren die Silbervorkommen des Berges langsam erschöpft und es wurde immer weniger Silber gefördert. Das führte dazu, dass die Menschen grade zu aus der Stadt flohen. Einige Jahre später wurde die Stadt im Unabhängigkeitskrieg stark verwüstet. Dann fiel zu allem Überfluss auch noch der Silberpreis stark ab, sodass die frischgebackenen Bolivianer das wenige Silber, dass die Spanier übrig gelassen hatten, nicht mal zu vernünftigen Preisen verkaufen konnten. Heutzutage wird im Berg hauptsächlich Zinn und Kupfer gefördert. Die Ausbeute ist aber eher spärlich und die Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten Jahrhunderten nicht wirklich verbessert. Deshalb haben wir uns auch dagegen entschieden, eine Minenführung zu machen, denn unser Gewissen hat es nicht zugelassen eine Führung direkt neben den Mineros zu machen.

Wir haben uns also den restlichen Tag noch die Stadt angeschaut und haben uns abends leckere Burritos in der Hostelküche gekocht.

 

Am Sonntagmorgen haben wir dann unsere Rucksäcke gepackt und sind mit einem Mikro etwa eine halbe Stunde raus aus Potosí gefahren. Unser Ziel war das unglaublich schöne Tarapaya. Die Natur war mit ihren Steinformationen, Kakteen und Staubstraßen mal wieder unglaublich atemberaubend.

 

 

Unser Ziel waren hier die heißen Quellen und Miraflores, zu denen wir aber erstmal ein Stückchen wandern mussten. Wir waren alle ziemlich aus der Puste, unterschätzt das Wandern auf 4000 m ja nicht! :)

 

 

Endlich oben angekommen hat sich ein schönes Plateau mitten in den Bergen aufgetan und in der Mitte befand sich ein absolut malerischer, perfekt kreisrunder See mit dem Namen Ojo del Inca, also das Inkaauge. Uns wurde von einem dort lebenden Einheimischen erklärt, dass das Wasser immer angenehme 30 Grad wegen des Vulkanes darunter hat und deswegen auch keiner weiß wie tief diese Quelle wirklich ist. Aus diesem Grund war ich auch ziemlich erleichtert als er meinte das Schwimmen sei verboten, denn vor ein paar Wochen sind zwei betrunkene Touristen darin ertrunken.

 

 

Da wir aber trotzdem gerne in den heißen Quellen baden wollten sind wir einfach in das nächste Dorf gewandert, denn hier war Baden ausdrücklich erwünscht. Das Quellwasser wurde in ein großes Schwimmbad geleitet in dem wir dann zusammen mit Cholitas in ihren Klamotten, kleinen Kindern und vielen weiteren Bolivianern das warme, nicht unbedingt super saubere Wasser genossen haben. Nach einem guten bolivianischen Mittagessen und einem Eis ging es dann auch schon wieder zurück zum Terminal und dann auch gleich nach Sucre.

 

Uns allen hat die Stadt sehr gefallen, obwohl immer gesagt wird Potosí sei nicht so schön und immer kalt. Auch die Gruppe mit denen ich gereist bin hat viel zu dem gelungenen Ausflug beigetragen und ich freue mich schon auf weitere Reisen in dem wunderschönen Bolivien.

Eigentlich wäre die nächste Reise für mich auch gar nicht mehr weit weg gewesen. Am Mittwoch hätte ich mit Antonia und unserem Orchester die Reise nach La Paz angetreten zu einem Festival del Sol. Dort hätten 5 Tage lang viele Musiker aus ganz Bolivien zusammen ein Repertoire eingeübt und dann bei einem großen Konzert vorgeführt. Antonia konnte auch mitgehen, aber ich bin in der Nacht auf Mittwoch unglaublich krank geworden und bin den ganzen Mittwoch nicht mehr weggekommen von der Kloschüssel. Aufgrund der etwas anderen Essenshygiene hier habe ich mir nämlich sehr fies den Magen verdorben und war Mittwoch und Donnerstag komplett ausgeschaltet. Am Freitag ging es mir dann auch schon viel besser und ich war mit Luis in seinem Projekt Wiñay und wir haben versucht mit den Kindern Windbeutel zu backen. Aufgrund eines Gasherdes und etwas anderen Zutaten als wir sie von Deutschland kennen waren es dann im Endeffekt eher süße Sandwiches mit Erdbeerbutter, aber das hat den Kindern zum Glück auch geschmeckt.

 

 

Am Samstag Abend haben dann die Kindertanzgruppen vom Wiñay im Theater vom Sucre alle möglichen bolivianischen Tänze in den traditionellen Kostümen vorgestellt und es war sehr beeindruckend wie gut diese kleinen Kinder schon tanzen können. Ich hatte also trotzdem noch echt schöne Tage, obwohl ich nicht mit in La Paz dabei sein konnte!


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